SPASS MIT SPRACHEN

ÜBER SPASS MIT SPRACHEN


Stärken- und ressourcenorientiertes Konzept als Brücke zwischen sprachlicher und kultureller Diversität und Inklusion 
Bildungsinstitumtionen sind angehalten, Diversität auf allen Ebenen zu fördern und zu leben, um soziale Durchlässigkeit weiter auszubauen und partizipative Gestaltungsmöglichkeiten sicherzustellen. Schulen stehen dabei zunehmend vor der Herausforderung, mit der wachsenden Diversität ihrer Schüler:innen konstruktiv umzugehen, um individuelle Begabungen, Vorkenntnisse und Potenziale, unabhängig von vorgefassten Bildern, Zuschreibungen und familiären Rahmenbedingungen, bestmöglich zu aktivieren und eine verantwortungsvolle Haltung im Umgang mit Menschen zu fördern. Das gilt insbesondere für sprachliche und kulturelle Vorkenntnisse und Vorerfahrungen von Schüler:innen, deren Familien ihre Wurzeln außerhalb der Länder haben, in denen sie leben. Diese spielen im Unterrichtsalltag meist keine große Rolle. Um eine Brücke zwischen sprachlicher und kultureller Diversität und Inklusion zu schlagen, müssen Unterschiede und Gemeinsamkeiten jedoch (an-)erkannt und wertgeschätzt werden. Genau hier setzt das stärken- und ressourcenorientierte Konzept des Projekts ‚Spaß mit Sprachen‘ an. Ziel ist es, inklusive Lerngelegenheiten für die Unterrichtspraxis zu schaffen, die nach wie vor von einem monolingualen Habitus geprägt ist.  

Kurzbeschreibung des Projekts ‚Spaß mit Sprachen‘
Das Projekt, das Masterstudierende des Lehramts für romanische Sprachen in die Konzeption und Durchführung einbezieht, setzt sich zum Ziel, Schüler:innen der Sekundarstufe I im Rahmen 3-6-stündiger mehrsprachigkeitsvalorisierender Workshops zu zeigen, wie sie ihre sprachlichen und kulturellen Vorkenntnisse und Vorerfahrungen zum Erlernen einer neuen Sprache effizient nutzen können. Der unmittelbar erlebbare Lernerfolg soll dabei das Selbstwertgefühl stärken und die Freude am Sprachenlernen steigern.
Die Zielgruppe der 12-14-jährigen Schüler:innen macht in den Workshops konkrete Erfahrungen mit sprachenübergreifendem Lernen und reflektiert ihre Sprachenbiografie in Bezug auf individuelle Lernressourcen, die über die Bildungssprache Deutsch und schulische Fremdsprachen hinaus auch Herkunfts- und Familiensprachen miteinschließen. Anhand altersadäquater Aufgaben sollen die Lernenden zudem selbst erkennen, wie bewusster Sprachenvergleich und der Einbezug bereits bekannter oder erlernter (Fremd-)Sprachen den Zugang zu einer neuen Sprache erleichtern, die Merkleistung erhöhen und das Sprachverstehen beschleunigen. Die gewählten Situationen und Themen sind dabei darauf ausgelegt, junge Lernende auf unterhaltsame Art und Weise auf ein Agieren in einer sprachlich und kulturell vielfältigen Welt vorzubereiten. Der Fokus liegt auf dem Erkunden der romanischen Sprachenfamilie, das über den Einstieg in eine romanische Sprache erfolgt, die die Schüler:innen noch nicht kennen. Dabei werden nicht nur zielkulturelle und zielsprachliche Aspekte mit Bezug auf Französisch, Italienisch oder Spanisch behandelt und reflektiert, die den Jugendlichen aus ihren eigenen Lebenswelten vertraut sind. Schüler:innen bekommen darüber hinaus vielfältige Gelegenheiten, über ihre eigenen Gewohnheiten und Beobachtungen zu erzählen und nachzudenken sowie ihren Mitschüler:innen zuzuhören und sich mit ihnen auszutauschen. Multimediale Inputs, beispielsweise zu Begrüßungsformen und Gesten aus aller Welt, sensibilisieren für Gemeinsamkeiten und Unterschiede in erweiterten alltagsbasierten Kontexten.

Genese und Ausblick
Unter dem Titel ‚Ferienspaß mit Sprachen‘ wurde das Projekt im Sommer 2021 ursprünglich als einwöchiges Ferienprogramm für 12-14-jährige Schüler:innen im Rahmen der Initiative ‚Junge Uni unterwegs‘ und in Zusammenarbeit mit dem Halleiner Jugendzentrum ‚Zone 11‘ konzipiert. Pandemie bedingte Umstände machten jedoch eine Umorientierung notwendig. Die Konzeption von Workshops im Ausmaß von 3-6 Einheiten ermöglichte schließlich die Realisierung unterschiedlicher Projektphasen, die im Herbst 2021 starteten. Unter dem Titel ‚Spaß mit Sprachen‘ konnten erstmals an einem Salzburger Gymnasium mit rund 90 Schüler:innen der 7. und 8. Schulstufe zweiteilige Workshops zu je drei Einheiten von zwei Lehramtsstudierenden der Universität Salzburg in der Zielsprache Italienisch durchgeführt werden. Aufgrund der positiven Resonanz wurde das Projekt um eine französischsprachige Version erweitert. Eine spanische Adaption der Materialien ist in Vorbereitung. Insgesamt wurden bisher 18 Workshops mit etwa 330 Salzburger Schüler:innen durchgeführt, entweder an den jeweiligen Schulstandorten oder am Fachbereich Romanistik der Universität Salzburg. Weitere Workshops werden kontinuierlich angefragt.

Auswahlbibliographie zu theoretischen Grundlagen und empirischen Untersuchungen
Michaela Rückl (2024): Teaching and learning materials fostering plurilingualism. In: Christiane Fäcke, Andy Gao & Paula Garrett-Rucks (Hrsg.): Handbook of Intercultural and Plurilingual Language Learning. Oxford: Wiley & Blackwell.
Michaela Rückl (2023): Mehrsprachigkeitsdidaktik als Schlüssel für effizienten Spracherwerb. Evidenzbasierte Erkenntnisse zur Lehrwerkwirkung im Bedingungsgefüge des kompetenzorientierten Unterrichts von Italienisch und Spanisch als dritte Fremdsprachen. (Romanische Sprachen und ihre Didaktik, Bd. 76). Stuttgart: Ibidem.
Michaela Rückl (2022): Mehrsprachigkeitsdidaktische Konzepte aus der Lehrer*innenperspektive. Evidenzbasierte Erkenntnisse zum Unterricht von Italienisch und Spanisch als 3. Fremdsprachen an der österreichischen Sekundarstufe II. In: Christiane Fäcke & Sara Vali (Hrsg.): Perspektiven der Mehrsprachigkeit heute in Forschung und schulischer Praxis: Lehrmaterialien, Lehrkräfte, Lehrpraxis (Kolloquium Fremdsprachenunterricht). Frankfurt am Main et al: Peter Lang. 133-155.
Judith Kainhofer & Michaela Rückl (Hrsg.) (2022): Sprache(n) in pädagogischen Settings. (Sprache im Kontext). Berlin/Boston: De Gruyter.
Corinna Koch & Michaela Rückl (Hrsg.) (2022): Au carrefour de langues et de cultures : Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität im Französischunterricht (Französischdidaktik im Dialog). Stuttgart: Ibidem.
Michaela Rückl (Hrsg.) (2016): Sprachen und Kulturen: vermitteln und vernetzen. Beiträge zu Mehrsprachigkeit und Inter-/Transkulturalität im Unterricht, in Lehrwerken und in der Lehrer/innen/bildung (Salzburger Beiträge zur Lehrer/innen/bildung: Der Dialog der Fachdidaktiken mit Fach- und Bildungswissenschaften, 2). Münster: Waxmann.

Projektmitarbeiter:innen und Kurzbiografien
Assoz. Prof. Mag. Dr. habil. Michaela Rückl arbeitet im Bereich der Didaktik der romanischen Sprachen an der Universität Salzburg. Sie verfügt über langjährige Erfahrung als Fremdsprachenlehrerin und befasst sich in Forschung und Lehre mit Fremdsprachenerwerb im Kontext von Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität, mit Mentoring in der Lehrer:innenbildung sowie mit evidenzbasierter Entwicklung von Lehr-/Lernmedien und Unterrichtskonzepten, wobei der Fokus auf interlingualen Ansätzen, Fachsprachen und Aspekten digitaler Transformation liegt.
Weitere Informationen unter: https://www.plus.ac.at?page_id=89190
Alessa Frank, BEd studiert aktuell die Fächer Italienisch an der Universität Salzburg sowie Kunst und Gestaltung an der Kunstuniversität Linz im Master. Seit Oktober 2022 ist sie als Studienassistentin, Projektmitarbeitern und Tutorin an der School of Education, am Fachbereich Romanistik und am Sprachenzentrum der Universität Salzburg tätig.
Ramona Holub, MEd ist seit Oktober 2023 Dissertantin im Bereich der Didaktik der romanischen Sprachen am Fachbereich Romanistik der Universität Salzburg. Ihre studierten Unterrichtsfächer sind Französisch und Spanisch. Sie ist derzeit auch als Lehrerin für Deutsch als Zweitsprache tätig.
Sarah Mitterbauer, BEd befindet sich aktuell im Masterstudium für Lehramt Sekundarstufe II mit den Unterrichtsfächern Englisch und Französisch. Seit März 2023 ist sie als Studienassistentin für Fachdidaktik Französisch am Fachbereich Romanistik und als Tutorin für Französisch am Sprachenzentrum der Universität Salzburg tätig. Seit März 2024 arbeitet sie zusätzlich als Tutorin für Sprachwissenschaft Französisch am Fachbereich Romanistik.  
Laurine Moutte, BA studiert aktuell im Bachelorstudiengang Lehramt in den Fächern Französisch und Italienisch an der Universität Salzburg. Von März 2022 bis Jänner 2023 war sie als Studienassistentin am Fachbereich Romanistik der Universität Salzburg tätig. Von März 2023 bis März 2024 war sie als Lehrbeauftragte am Fachbereich Romanistik der Universität Salzburg tätig.
Anna Christina Pölzguter, BEd studiert aktuell Lehramt mit den Unterrichtsfächern Geographie und Wirtschaft und Italienisch im Master sowie Spanisch als Erweiterungsstudium im Bachelor an der Universität Salzburg. Seit März 2024 ist sie als Studienassistentin an der School of Education der Universität Salzburg tätig. 
Katharina Pollak, BEd studiert derzeit im Masterstudiengang Lehramt in den Fächern Italienisch und Mathematik an der Universität Salzburg. Seit Oktober 2020 ist sie als Studienassistentin und Projektmitarbeiterin am Fachbereich Romanistik sowie als Tutorin für Italienisch am Sprachenzentrum der Universität Salzburg tätig. 
Philip Vigil, BEd studiert derzeit im Masterstudiengang Lehramt in den Fächern Italienisch und Biologie und Umweltkunde an der Universität Salzburg. Er hat ebenso die Studienergänzung Deutsch als Fremd-/Zweitsprache absolviert. Seit dem Schuljahr 2022/23 ist er als MS- und BHS-Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer sowie Deutsch als Zweitsprache tätig. Seit Oktober 2023 arbeitet er auch als Lektor für Italienisch am Sprachenzentrum der Universität Salzburg.

Referenzen

„Ich unterrichte Spanisch und Französisch am Akademischen Gymnasium. Die Mehrsprachigkeits-Workshops von Frau Prof. Rückl passen perfekt zum Profil des Europazweiges, da in diesem sprachlich orientierten Zweig der Schwerpunkt auf Sprachvielfalt, Mehrsprachigkeit und vernetzendem Denken und Sprachlernen liegt. Als wir das Angebot bekamen, mit unseren Schüler:innen sowohl für Französisch als auch für Italienisch diese Workshops zu machen, stimmten wir deshalb sofort begeistert zu.
Letztes Jahr fanden sie zum ersten Mal statt und die Kommentare der Schüler:innen auf den Padlets (s. Link zur Homepage, am Ende des Textes befinden sich die Links zu den Padlets) zeigen, wie sehr es ihnen gefallen hat und dass sie sehr davon profitieren. Wir werden sie deshalb dieses Jahr wieder durchführen und wollen sie als fixe Aktivitäten im Europazweig etablieren.
Sobald die Sprache Spanisch zur Verfügung steht, werden wir auch diesen Workshop sehr gerne dazu nehmen. Wir empfinden dieses Angebot als große Bereicherung für uns und unsere Schüler:innen.“
https://www.akadgym.salzburg.at/2023/07/10/franzoesisch-und-italienisch-multilingual-lernen-workshop-zur-mehrsprachigkeit/
MMag. Mirjam Högl, Akademisches Gymnasium Salzburg
„Bereits zum dritten Mal konnten wir am BG Nonntal als Kooperationsschule der Universität Salzburg den Workshop ‚Spaß mit Sprachen‘ der Projektgruppe der Romanistik Salzburg unter der Leitung von Assoz. Prof. Dr. Michaela Rückl für Schüler:innen unserer 3. und 4. Klassen (7. und 8. Schulstufe) anbieten – auch dieses Jahr wieder mit großem Erfolg!
Viele der teilnehmenden Schüler:innen sind mehrsprachig aufgewachsen (mit Muttersprachen wie Litauisch, Arabisch, Bosnisch, Kroatisch, Deutsch, Englisch, Punjabi, Türkisch u.v.m.) und hatten auch bereits Vorkenntnisse aus den Fächern Englisch und Französisch. Da für sie ab der 9. Schulstufe die Wahl einer weiteren Fremdsprache (Italienisch, Spanisch bzw. Latein) ansteht, sollte dieser Workshop Neugierde und Spaß auf eine neue romanische Fremdsprache wecken und an sprachliche Vorkenntnisse der Muttersprachen bzw. Zweitsprachen der Teilnehmer:innen anknüpfen.
Gemeinsames vor Trennendes zu stellen, steht in unserem Gymnasium mit Sprachenschwerpunkt stets im Vordergrund. Daher kam uns dieser Workshop insofern ebenfalls sehr entgegen, da hier das Aufspüren sprachlicher Ähnlichkeiten als Benefit des Sprachenlernens in den Fokus gerückt wurde, anstatt die kulturelle Diversität als Trennendes zu empfinden.
Die aufgelockerte Unterrichtssituation mit den hochmotivierten Referent:innen, die interessanten Videos, Ausspracheübungen und Lieder, ein Sprachenportrait der Schüler:innen über sich selbst, Informationen zu Gestik, kulturellen Besonderheiten sowie die Möglichkeit, aus ihrer Lebenswelt erzählen zu können, ist bei allen positiv angekommen. Das Lernen mit den jugendgerecht gestalteten, farbigen Workshopunterlagen wurde als besonders ansprechend empfunden und gleichzeitig gaben Schüler:innen mit Migrationshintergrund im anschließenden Feedback an, dass durch den Workshop ihrer Mehrsprachigkeit mehr Wertschätzung entgegengebracht wurde.“
https://www.instagram.com/reel/Cmbg03xqeAq/
Mag. Sonja Riefler, Fachkoordinatorin für Italienisch am BG Nonntal Salzburg

Kontakt

Assoz. Prof. Dr. Michaela Rückl
Universität Salzburg

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